Auch beim dritten Mal war das Anliegen der „Lichtpunkte"-Aktion, den Besuchern durch packende Impulse die Chance zu bieten, sich direkt und unausweichlich auseinanderzusetzen – mit sich selbst, dem eigenen Glauben, der ganz persönlichen Beziehung zu Gott.
Der große Vorzug dieses Formates ist wohl, dass von den Besuchern nichts erwartet wird, keine Antwort, keinerlei Reaktion auf das, was geboten ist, auch keine Aktion – wenngleich immer wieder die Möglichkeit dazu besteht, selbst aktiv zu werden, ob es darum geht ein Licht anzuzünden, um einen Gedanken für sich noch tiefer nachwirken zu lassen, ein Gebet zu formulieren und aufzuschreiben, sich Kopfhörer aufzusetzen, um einer Gebetsversion des „Vater unser“ ganz für sich zu lauschen ... aber eben jeder für sich. Jeder Besucher kann sich ganz individuell, in seinem persönlichen Tempo und so oft er möchte mit den angebotenen Texten, Fragen und Symbolen beschäftigen.
Dieses Jahr ging es um das Thema „Beten“ und wie man GOTT, trotz vermeintlicher Hindernisse oder ohne eigene Aktion ganz einfach wahrnehmen kann, wenn man sich darauf einlässt, auf IHN einlässt. Dann kann es passieren, dass jemand sagt: „Ich dachte immer, Beten wäre Reden – bis ich verstand, dass Beten Zuhören ist.“
So war eine Station ganz und gar für diese sehr intime Begegnung mit Gott reserviert. Wie durch ein Schlupfloch konnte man ins Innere dieses höhlenartigen Raumes gelangen, um ganz allein zu sein, in Ruhe, ganz geschützt.
„Hier wartet Gott auf Sie“ - war am Eingang dieser Station zu lesen. Wer eintrat und sich niederließ, fand sich dem Satz gegenüber „Mein Kind, ich habe so sehr auf dich gewartet. Jetzt bist du da.“ ... und mancher mag zwischen den Zeilen ein „endlich“ gelesen haben.
Tatsächlich ist es wohl gar nicht so einfach, diese unmittelbare Begegnung mit Gott zu pflegen, ohne sich in vorgegebene Formen und Texte zu flüchten. Wieso eigentlich? - sagte doch schon Teresa von Avila, Beten sei nichts anderes als ein „Gespräch mit einem Freund“. Viele Besucher verharrten vielleicht deshalb lange bei der Station mit der Frage „Wie und mit wem habe ich das Beten gelernt?“
Kann man es auch ver-lernen?
Immer wieder ist als Rückmeldung auf die „Lichtpunkte“ zu hören, dass Menschen, die teils seit Jahren keinen Gottesdienst mehr besucht haben, durch solche Impulse wieder angeregt wurden, sich neu auf den Weg zu machen, sich endlich wieder angesprochen fühlen, obwohl sie von „der Kirche“ so sehr enttäuscht wurden und noch immer sind.
Ist dies nur eine bequeme Haltung, die doch eigentlich nichts mit der persönlichen Gottesbeziehung zu tun haben sollte oder sind wir, die wir glauben, „drin“ zu sein, zu bequem und müssen noch mehr Menschenfischer werden?
Es lohnt sich, darüber nachzudenken und ins Gespräch zu kommen.
Hermine Pospiech und Brigitte Seufert